Steinruck soll Lohse entzaubern

Veröffentlicht am 06.04.2016 in Kommunales

Es bahnt sich ein Frauen-Duell an bei der Oberbürgermeisterwahl im nächsten Jahr: Die SPD setzt auf Jutta Steinruck (53) als Herausforderin von Eva Lohse (60, CDU). Die Parteispitze hat die Europaabgeordnete am Montagabend als Kandidatin vorgeschlagen und gestern vorgestellt. Die gebürtige Ludwigshafenerin gibt sich selbstbewusst: „Ich trete an, um zu gewinnen.“

 Lauter gut gelaunte Genossen: Im Europa-Hotel hat sich die erste Garde der Ludwigshafener SPD versammelt, um zu verkünden, was längst alle Spatzen von den Dächern pfeifen: Jutta Steinruck soll den Chefsessel im Rathaus in der einst roten Hochburg zurückerobern – und Eva Lohse vom Thron stoßen. Das einstimmige Votum von Stadtratsfraktion und Stadtverbandsausschuss am Abend zuvor: Es wird als Zeichen der Geschlossenheit und neben dem Erfolg bei der Landtagswahl als Signal für den Wechsel gedeutet. Die in West aufgewachsene Bewerberin kassiert ein Lob nach dem anderen. „Jutta Steinruck ist unsere absolute Wunschkandidatin. Sie kann der Stadt Impulse geben“, sagt Parteichef David Schneider. „Sie ist sehr teamorientiert. Sie kann eine Mannschaft führen, spielt auf Sieg und ist das Beste, was Ludwigshafen passieren kann“, sagt Kämmerer Dieter Feid. „Sie kann gut mit den Menschen und ist sehr zielorientiert“, sagt Schneiders Stellvertreterin Anke Simon. Und Fraktionsvorsitzende Heike Scharfenberger meint: „Sie ist genau die Richtige.“ Steinruck selbst nennt die glatte Nominierung „einen riesigen Motivationsschub“. Sie sei eine leidenschaftliche Ludwigshafenerin, tief verwurzelt in ihrer Heimatstadt, die neuen Mut und ein neues Selbstbewusstsein brauche. Für ihr Programm wolle sie sich Zeit nehmen, um direkt mit den Bürgern ins Gespräch zu kommen. Es solle nicht am Reißbrett oder im stillen Kämmerlein, sondern mit den Menschen vor Ort gestaltet werden. Noch sei es zu früh, ihren „Masterplan“ vorzulegen. „Es ist legitim, erst mal zuzuhören. Wir wollen die Zeit bis zur Wahl nicht im Dauerwahlkampfmodus verbringen.“ Die Bevölkerung stärker als bisher an Entscheidungen beteiligen sei eines ihrer zentralen Ziele. „Ich will nah bei den Menschen sein und nicht aus dem Rathaus aus der Ferne regieren“, sagt die geschiedene Mutter eines 22-Jährigen, der in Kaiserslautern Physik studiert. Eine Spitze gegen Lohse, der sie vorwirft, nicht bürgernah zu sein. Als Städtetagspräsidentin sorge die Amtsinhaberin vorwiegend außerhalb der Stadtgrenzen für Schlagzeilen. „Die Ludwigshafener haben mehr verdient“, kritisiert Steinruck. Ohne konkreter zu werden, nennt sie einige Felder, die sie beackern und neu bestellen will: den Stadtumbau, den Arbeits- und Wohnungsmarkt sowie die Themen Migration und Integration.

Als ehemaliges Mitglied des Stadtrats (1999 bis 2009) und des Landtags (2006 bis 2009) kenne sie die Kommunalpolitik aus dem Effeff. Trotz ihrer Arbeit im EU-Parlament habe sie den Bezug zu Ludwigshafen nie verloren. Zwischen Straßburg, Brüssel und ihrem Wahlkreis zu pendeln, empfindet Steinruck nicht als Belastung. Das sei Teil ihres Jobs. Als einstige DGB-Vorsitzende in der Vorder- und Südpfalz (2004 bis 2011) sei sie auch in Gewerkschaftskreisen gut vernetzt.

Bestätigen sollen die rund 1500 SPD-Mitglieder Steinrucks Kandidatur bei einer Vollversammlung im Herbst – ein Novum. Lohse sagte gestern, dass sie sich am Jahresende zu ihrer Zukunft äußern werde. Ihre dritte Bewerbung gilt als reine Formsache. Ein OB-Wahltermin steht noch nicht fest.

(Rheinpfalz vom 06.04.2016)

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