„Ich kenne hier jede Ecke“

Veröffentlicht am 18.08.2017 in Kommunales

Ich will ins Rathaus (3): Mit dem Credo „Mehr Leidenschaft für Ludwigshafen“ will Jutta Steinruck den Chefsessel im Rathaus erobern. Die Sozialdemokratin hat viel Rückenwind: Schon im vergangenen September haben die Genossen die 54-Jährige mit knapp 98 Prozent nominiert. „Es ist Zeit für einen Wechsel“, sagt Steinruck. „Ich kann Oberbürgermeisterin.“

Wenn man sich mit Jutta Steinruck im „Maffenbeier“ im Hemshof zum Gespräch verabredet, hat man die 54-Jährige nicht lange für sich allein. Kaum hat sie am frühen Abend die Szenekneipe betreten, erklingen „Hallo“-Rufe – und zwar gleichzeitig von mehreren Tischen. „Die Jutta“ ist bekannt wie ein bunter Hund. Das urige Lokal ist ein Lieblingsplatz der gebürtigen Ludwigshafenerin, den sie sich kurzfristig ausgesucht hat, weil es an diesem grauen und kalten August-Tag Bindfäden regnet. Eigentlich wollte die Politikerin gern an die Blies. Zum Reden, um eine Runde zu schwimmen und ein wenig in Erinnerungen an ihre Kindheit und Jugend zu schwelgen, die Jutta Steinruck in den 60er- und 70er-Jahren sowohl in dem Naturbad als auch in der angrenzenden Bliesschule verbracht hat. Es sei ein sehr vertrauter Ort für sie, erzählt Steinruck und rührt in ihrem Milchkaffee. „Ich kenne hier jede Ecke.“Sie sei ein lebhaftes Kind mit großem Bewegungsdrang und viel draußen gewesen, berichtet die gut vernetzte Brünette. „An der Blies habe ich viele glückliche Stunden verbracht.“ Bis heute lebt sie „hier um die Ecke“ in ihrem Elternhaus in der Frankenthaler Straße in West. Deshalb ist die Mutter eines erwachsenen Sohnes auch so fest verwurzelt in Ludwigshafen. „Ich habe immer gern hier gelebt, ich liebe die Stadt in ihrer Vielschichtigkeit.“ Man müsse Ludwigshafen als Ganzes sehen, findet die 54-Jährige: „Es ist nicht alles perfekt, aber vieles sehr liebenswert. Ludwigshafen hat das Potenzial, eine schöne Stadt zu werden.“ Daran will Jutta Steinruck arbeiten, wenn sie gewählt wird.

Viel zu tun gibt es da nach ihrer Ansicht in der Innenstadt und speziell am Berliner Platz. Das sei in den zahlreichen Gesprächen, die sie seit Monaten mit den Bürgern führe, ein ganz zentrales Anliegen. Viele Menschen fühlen sich nach ihrer Einschätzung am Berliner Platz nicht sicher. Daher kann sich die SPD-Politikerin hier sogar eine Videoüberwachung vorstellen.

Zudem fordert Steinruck, dass an diesem Nahverkehrsknotenpunkt ebenso wie an anderen Plätzen in der Innenstadt die Aufenthaltsqualität verbessert werden muss, damit sich hier Menschen wieder wohlfühlen. Das ziehe dann auch Gastronomie und im besten Fall sogar neue Geschäfte an, ist sie überzeugt. Da habe es in den zurückliegenden Jahren keine klaren Konzepte und viel zu wenig Impulse gegeben. Gar nicht gelungen findet sie zum Beispiel den neuen Brunnen vor dem Rathaus, der mit Fördermitteln der Europäischen Union gebaut worden sei. Da sei eine Chance verpasst worden, urteilt Steinruck.

Eine schnelle Entscheidung fordert Steinruck vom Bund zur finanziellen Beteiligung an den Kosten des geplanten Hochstraßenabrisses. „Diese Ungewissheit ist vielen Menschen ein Dorn im Auge, und sie kostet uns viel Zeit und Geld“, kritisiert die Frühaufsteherin die derzeitige Hängepartie. Der Bund müsse sich wegen der überregionalen Bedeutung der Straße auf eine prozentuale Beteiligung an den Kosten festlegen. Schließlich handele es sich bei den bisher kalkulierten 300 Millionen Euro lediglich um eine grobe Schätzung. Der Rückbau der Hochstraße ist für Steinruck eine große Chance, ein neues Wohn- und Arbeitsquartier zu schaffen.

Ihren Plan, bis zum Jahr 2025 rund 3000 neuen Wohnungen in Ludwigshafen zu bauen, hält die Europaparlamentarierin für realistisch. Steinruck betont, dass sie dabei an Wohnungen in allen Preissegmenten denkt und für dieses Großprojekt Investoren gewinnen will. Attraktiver Wohnraum in Ludwigshafen sei eine große Chance für die wachsende Stadt.

Wenn sie davon spricht, dass im Rathaus unter ihrer Regie ein neuer Wind wehen werde, dann meint Steinruck zuerst den Führungsstil, der ihr zurzeit gar nicht gefällt. „Ich will die Mitarbeiter positiv motivieren, ihre Ideen ernst nehmen, nicht mit dem Finger auf jemanden zeigen, der einen Fehler gemacht hat.“ Gleichzeitig will sie Abläufe hinterfragen und modernisieren. Denn die Verwaltung sei vor allem ein Dienstleister für den Bürger.

(Rheinpfalz vom 17.08.2017)

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