„Bei uns soll Politik auch Spaß machen“

Veröffentlicht am 21.08.2012 in Features

SERIE „JUNG SEIN IN LUDWIGSHAFEN“: Die Vorsitzenden der Nachwuchs- organisationen von SPD und CDU über die Probleme der Parteien, Facebook und Grillplätze

David Schneider und Steffen Funck haben schon miteinander musiziert. Inzwischen sind von ihnen aber unterschiedliche Töne zu hören: Schneider ist Vorsitzender der Jusos, Funck Vorstand der Jungen Union. Mit beiden kann man also gut über Jugend und Politik reden.

Wenn sich junge Menschen für Politik interessieren, muss man fast schon fragen, was da schiefgelaufen ist. Wie kam's bei Ihnen dazu?
Steffen Funck: Meine ersten politischen Erinnerungen stammen vom Bundestagswahlkampf 1998. Da ging es um so wichtige Themen wie Kernenergie oder den Irakkrieg. Dabei ist mein Interesse entstanden. In die Junge Union bin ich eingetreten, weil ich mit den meisten Standpunkten übereingestimmt habe und dort interessante Leute traf.

David Schneider: Ich bin schon früh politisiert worden, weil bei uns zu Hause beim Abendessen politisch diskutiert wurde. Der Schritt zu den Jusos kam über persönliche Kontakte. Das ist neben inhaltlichen Überzeugungen entscheidend dafür, dass man dabei bleibt: dass man sich mit den Leuten versteht. Dann kann Politik auch Spaß machen.

Haben Sie eben Spaß gesagt?
Schneider: Klar, bei uns soll Politik auch Spaß machen. Junge Leute begeistert man nicht nur mit trockenen Diskussionen. Das muss eine Mischung sein aus inhaltlichen Debatten, politischer Bildung und gesellschaftlichem Zusammensein.

Funck: Und es macht eben Spaß, sich mit Gleichaltrigen auszutauschen, die ebenfalls sehr an Politik interessiert sind und sich engagieren. Das ist ja eher eine Minderheit.

Die noch kleiner wird: Die Mitgliederzahlen vieler Parteien sinken.
Funck: Unsere bei der Jungen Union in Ludwigshafen steigen!

Schneider: Und bei uns sind sie stabil. Wobei ich gar nicht glaube, dass es eine Minderheit ist, die politisch interessiert ist. Es sind die klassischen Parteien, die nur noch für eine Minderheit interessant sind.

Woran liegt das?
Schneider: Das hat mehrere Gründe. Einer ist, dass es inzwischen viele Möglichkeiten gibt, sich politisch zu engagieren, sei es bei den Naturfreunden oder in der Gewerkschaft; ein anderer, dass Jugendliche, wenn sie überlegen, in eine Partei eintreten, zu 100 Prozent von ihr überzeugt sein wollen. Das gibt es aber nicht. Ich sag' den Leuten immer: Ihr müsst die Grundlinien teilen und dann dafür kämpfen, dass eure Positionen übernommen werden.

Sie meinen also, die Jugend ist nach wie vor politisch, drückt sich aber anders aus?
Schneider: Ja, die Formen sind vielfältiger als vor 50, 60 Jahren. Durch das Internet und die sozialen Netzwerke kann man sich auch ohne formale Mitgliedschaft beteiligen.

Funck: Was früher am Stammtisch geredet wurde, wird heute auf Facebook gepostet. Wenn es einem aber ernst ist mit einem dauerhaften politischen Engagement, muss man nach wie vor in eine Partei gehen.

Schneider: Stimmt, auch wenn feste Strukturen viele abschrecken.

Schreckt es nicht auch ab, dass man nichts bewirken kann?
Funck: Das stimmt nicht. Aber wir leben nun mal in einem Land mit 82 Millionen Einwohnern. Wenn da einer denkt, dass er heute eine Idee hat, und die morgen umgesetzt wird, muss er sich das noch einmal überlegen. Man muss in der Demokratie mühsam für eine Idee kämpfen.

Schneider: Und zusammen hat man eine deutlich größere Chance, etwas zu verändern. Das ist ein Grund, um sich zu engagieren.

Wie sieht dieses Engagement bei Ihnen aus? Wie oft treffen Sie sich?
Funck: Mindestens zweimal im Monat: einmal, um beim JU-Stammtisch ein Thema zu diskutieren und auch mal Gäste einzuladen; und einmal, um Aktionen zu planen, wie etwa unseren Versorgungsstand beim MLP Marathon, oder um Spaß zu haben, wie beim Kartfahren.

Schneider: Wir treffen uns jeden Montag und reden abwechselnd über ein inhaltliches Thema oder sitzen beim Stammtisch zusammen, um auch mal privat zu quatschen oder einfach Kicker zu spielen.

Um welche Themen geht's zurzeit?
Schneider: Die Staatsschuldenkrise und die Frage nach einem gerechten Steuersystem stehen über allem. Aber auch über das Bildungssystem und die Sozialverträglichkeit der Energiewende diskutieren wir.

Funck: Klar, die Eurokrise wird diskutiert. Wir befassen uns aber insbesondere mit der Stadt, etwa mit der Finanzlage und dem Image, weil wir da eher etwas anschieben können.

Wo wir dabei sind: Was sollte sich für Jugendliche hier ändern?
Schneider: Es sollte für junge Leute mit eingeschränktem Budget Räume zu mieten geben, in denen man etwa Geburtstag feiern kann. Auch beim gastronomischen Angebot sehen wir noch Verbesserungsbedarf, selbst wenn sich die Bahnhofstraße gut entwickelt hat. Und drittens wäre es toll, wenn es einen Bereich gäbe, wo man ohne Anmeldung grillen kann.

Funck: Ich halte diese Punkte in Anbetracht der Finanzlage für nicht so drängend. Die Stadt tut schon sehr viel für Jugendliche, und ich denke, dass wir auf dem richtigen Weg sind.

Interview: Martin Geiger
© Mannheimer Morgen, Dienstag, 21.08.2012
© Foto: Blüthner

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